FEDERAL TALK

THE FEDERAL TALK ist ein politisches Forum zur CH-Politik von heute und morgen. Gastbeiträge sind erwünscht und Teil des Konzeptes.

Donnerstag, Oktober 05, 2006

Armer Teddybär auf dem Minenfeld!

Von Sandra Lo Curto, Inhaberin von SLC Media & Public Relations, Biel

Tollpatschig erschrocken schaut er drein, auf Fotos und in TV-Interviews. Und dies mit Grund: Er wurde von 200 Parlamentsabgeordneten auf einem Minenfeld allein zurückgelassen – ohne Panzer, ohne Helikopter, ohne Schutzanzug, ja fast in der Unterhose!

Von wem die Rede ist? Vom schweizerischen Verteidigungsminister, welcher auf und in den Kampf ging, eine Armee gegen die eigene Überzeugung zu reformieren, eine Verwaltung mit Marschbefehlen an sich zu binden und in Zeiten von extremen Sparübungen neue Armeehelis zu fordern. Das konnte ja nicht gut kommen.
Dass ihm die Partei, der er 28 Jahre lang treu diente (unter anderem auch als Fraktionspräsident), jegliche Unterstützung verweigern würde, war ja voraussehbar: Samuel Schmid aus dem seeländischen Kleinod Rüti bei Büren (wo noch alle per Du sind) war schon bei seiner Wahl in den Bundesrat verdammt allein – und verdammt, allein zu bleiben! Im Dezember 2000 desavouierte die Schweizerische Volkspartei (SVP) ihren künftigen Bundesrat bereits öffentlich: Der unerwünschte, wilde Kandidat wurde im ersten Wahlgang auf den dritten Platz, hinter einer SVP-Frau und einer grünen Parlamentarierin (sozusagen „auf der Reserve-Spielbank“), verwiesen (mit bloss 50 von 245 Stimmen). Gewählt wurde der „Armee“-Teddybär erst im sechsten Wahlgang, was für eine Zangengeburt! Es liebäugelten wohl schon damals viele Abgeordnete mit einem Christoph Blocher als Bundesrat! Ob sie heute glücklicher sind, ist eine andere Frage...

Wahrlich. Man braucht kein Verteidigungsexperte zu sein, um zu verstehen, dass die SVP – entgegen der von Verteidigungsminister Schmid vertretenen Position – eine "kompromisslose Rückkehr zur Miliz" will, gegen Auslandseinsätze, Botschaftsbewachungen, Durchdiener und Zeitsoldaten ist und Pläne für eine Zweiteilung der Armee in eine Kampftruppe und eine Sicherheitstruppe zur Unterstützung der zivilen Behörden ablehnt. Alles NEIN oder was?

Beim einfachen Fussvolk weckt indes die
Beschaffung von 20 Eurocopter für die Armee (leichte Schulungs- und Transporthelikopter vom Typ EC 635/135 zum Preis von 310 Millionen Franken) keine besonderen Emotionen. Ganz anders die Frage, ob ein Sturmgewehr im Schlafzimmer, im Waffenschrank zu Hause oder in der Kaserne aufzubewahren ist!

Erstaunlich: An der Landesverteidigung scheiden sich die Geister der neutralen Schweiz!